Zur mangelnden Diversität der Jurys

Anfang Juni erreichte uns eine Nachricht, die uns für die beinahe ausschließlich weiße Besetzung unserer Jurys kritisierte. Nach einer ergiebigen Diskussion im Team möchten wir zu dieser absolut berechtigten Kritik Stellung beziehen.

Wir haben ausführlich darüber gesprochen, wie die Jurysuche abläuft, wer auf welchen Kanälen angefragt wird, was die Kriterien für die Auswahl sind und dass die Rückmeldungen sehr viel geringer ausfallen, als wir uns das wünschen. Diversität war dabei definitiv ein Faktor. Jedoch haben sich bei diesem Gespräch auch ganz grundsätzliche Probleme gezeigt, für die wir uns heute Entschuldigen. Eine zentrale Philosophie der Jurysuche war es, die “alten Meister:innen” zu rekrutieren. Große Persönlichkeiten der Filmlandschaft, die den Nachwuchs der Branche bewerten sollen. Damit erhoffen wir uns außerdem einen Werbeeffekt, indem wir bekannte Namen mit unserem Festival in Verbindung bringen. Aber auch die implizierten Probleme sind mannigfaltig. In diesem Kontext ist die wohl wichtigste Frage: Welches Gesellschaftsbild und welche Strukturen reproduzieren wir mit diesem Ansatz? Wir reproduzieren damit ein System, welches PoCs gesamtgesellschaftliche Sichtbarkeit strukturell verwehrt. Die Erkenntnis ist grundlegend für die Entwicklung eines neuen Ansatzes.

Als internationales Filmfestival ist es unsere Aufgabe, Diversität nicht nur thematisch, sondern auch strukturell zu gewährleisten. Als Gatekeeper haben wir die Verantwortung klar zu definieren, welche Ansprüche wir an unsere Jurys haben. Unsere Philosophie muss es sein, dass unsere Jurys eine diverse Gesellschaft und ein plurales Publikum widerspiegeln. Um dem gerecht zu werden, müssen wir neue Wege gehen, unseren Blick auf die Branche verändern und Institutionen und Multiplikatoren kontaktieren, die uns bei dem Ziel unterstützen können. Besonders bei der Rekrutierung der Kinder- und Jugendjury ist es uns wichtig, unser Netzwerk von Schulen, Vereinen und Jugendzentren unter diesem Aspekt zu erweitern. Von diesen Maßnahmen erhoffen wir uns, unserem neuen Anspruch gerecht zu werden. 

Trotzdem möchten wir noch einmal all unseren Jurymitgliedern für ihre Zeit, Expertise und die tolle Zusammenarbeit danken. Nichtsdestotrotz hätten wir den Aspekt der Diversität stärker berücksichtigen müssen. Wir arbeiten noch weiter an Maßnahmen, Ideen und Konzepten, damit in Zukunft unsere Jurys diverser besetzt werden.