„Bei Studierenden habe ich immer die Hoffnung, dass sie mutig sind“ – Jurymitglieder im Interview

Am Jury-Wochende Ende März hat unsere renommierte Expert:innen-Jury aus der internationalen Filmbranche vor Ort in der Filmuni die Gewinner:innenfilme ausgewählt. Wir haben den Jurymitgliedern Bianca Gleissinger (Dokumentarfilm), Hassan Akkouch (Schreibsüchte) und der Kinderjury Fragen zu ihrer Jury-Erfahrung bei Sehsüchte gestellt.

Bianca Gleissinger ist Dokumentarfilmregisseurin. Sie hat an der DFFB studiert und letztes Jahr mit ihrem Dokumentarfilm „27 Stories“ abgeschlossen.

© Bianca Gleissinger

Was hat Dich dazu bewegt als Teil der Dokumentarfilm-Jury bei Sehsüchte mitmachen zu wollen?

Gleissinger: Ich fand es selbst als Dokumentarfilmregisseurin super spannend – das ist meine erste Juryerfahrung auch, da mal so ein bisschen auf der anderen Seite zu stehen und so zu erfahren: Wie schaut so ein Jury-Prozess aus? Wie schauen die Gespräche aus?

Welche besonderen Trends oder Entwicklungen konntest Du bei den eingereichten Filmen beobachten?

Gleissinger: Es war sehr international und die Bandbreite in der Laufzeit variiert auch komplett. Ich habe das Gefühl, dass Gesellschaftspolitik weiterhin ein großes Thema ist – das bedeutet in verschiedenen Ausprägungen unterschiedliche Themenlagen und, dass das politische Kino weiterhin groß ist. Gerade beim Dokumentarfilm habe ich das Gefühl, dass wir sehr viel mit einer politischen Aussage dahinter gesehen haben.

Hassan Akkouch ist Geschichtenerzähler und Schauspieler. Er ist Teil der Jury von Schreibsüchte.

Hassan Akkouch © Nils Schwarz

Was hat Dich dazu bewegt als Jurymitglied bei Sehsüchte teilzunehmen?

Akkouch: Natürlich die Hoffnung eine gute Erfahrung zu machen. Und ich bin selbst gerade dabei zu lernen, wie man schreibt und Drehbücher nochmal anders liest. Ich finde es immer spannend, wenn man auf Menschen trifft, die man nicht kennt und mit denen in den Austausch kommt.

Inwiefern beeinflusst die gesellschaftliche Relevanz eines Stoffes Ihre Entscheidung?

Akkouch: Bei mir ist es so, dass ich schon Wert darauf lege und das meine ich jetzt nicht im plakativen Sinne, dass ein Stoff ein relevantes Thema hat oder irgendwie zu unserer Zeit passt. Also jemand kann von mir aus auch einen Western schreiben, aber dann muss das mit uns hier auch was zu tun haben und das muss dann eine gute Metapher oder Analogie haben.

Gibt es Besonderheiten bei der Bewertung von Stoffen von Studierenden im Vergleich zu professionellen Stoffen?

Akkouch: Bei Studierenden habe ich immer die Hoffnung, dass sie mutig sind. Das sind wirklich unterschiedliche Stoffe und unabhängig ob die jetzt technisch gut oder nicht gut geschrieben sind, muss man ja trotzdem schon sagen, dass die meisten Stoffe, die wir gelesen haben, irgendwie so eine Besonderheit haben. Und was ich einfach wichtig finde ist, dass man – und das passiert leider zu oft, diese Besonderheit die man von Haus aus mitbringt, die man auch Talent oder Interesse nennen kann, dass man die nicht verliert. Dass wir nicht alle jetzt Krimi-Autoren werden sondern, dass man das, was einen antreibt und die Fragen, die man sich selbst stellt, dass man die aufrecht erhält und sich nicht sozusagen sein Gemüt kapitalisieren lässt.

In der Kinderjury sind Lotta Schwericke (11), Ahmed Abdel Mahmoud (12), Willy Löffler (10), Anton Pulina (11) und Cosima Brandner (10).

© @i.priyanka.kj

Wie fandet ihr die Filme bis jetzt?

Kinderjury: Sehr gut. Spannend und sie haben viele wichtige Themen behandelt. Also Umwelt, der Mensch und Tierschutz.

Wie hat es euch allgemein beim Jury-Wochenende gefallen?

Kinderjury: Gut. Es ist anstrengend, aber macht Spaß. Die Atmosphäre der Filmuni war super, es ist ein tolles Gebäude.

Mehr Informationen zu den Jurys und den Preiskategorien gibt es auf der Unterseite Jury & Preise und in der Pressemitteilung dazu.