Highlights aus dem Hauptprogramm — Über müde Augen, den Kurationsprozess und ganz viele Fische

Die 53. Edition des Sehsüchtefestivals steht unter dem Motto under:standing. Für uns bedeutet das neugierige und mutige Werke zu zeigen sowie die realen Wünsche, Ängste und Visionen der nächsten Generation von Filmschaffenden sichtbar zu machen. Als Hauptprogramm sind wir für die Wettbewerbssektionen Spielfilm, Dokumentarfilm und Animationsfilm zuständig und sichten den größten Anteil der Einreichungen. In der ersten Instanz haben wir als siebenköpfiges Team in Zweierteams von letztem Oktober bis Februar über 1080 Einreichungen geprüft und gesichtet. In der zweiten Instanz, dem Gruppensichten, haben wir gemeinsam die vorausgewählten Filme in den Semesterferien im Februar gesichtet und besprochen. 46 Stunden Spielfilme, knapp 25 Stunden Dokumentarfilme und fast 4 Stunden Animationsfilme — also über 75 Stunden Filmmaterial in drei Wochen.

Was ist uns aufgefallen?
Das 4:3 Format und Analog-Ästhetik sind seit Jahren wieder im Trend, doch dieses Jahr wurden noch einmal deutlich mehr Schwarzweißfilme eingereicht. Einige haben ihr Filmmaterial sogar auf Super8 gedreht. Besonders aufgefallen ist uns auch der häufige Umgang mit den Themen Tod und Trauer — gegenwärtige Ereignisse in der Welt und in der eigenen Familie scheinen häufig Einfluss auf die Filme unserer Nachwuchsfilmemacher:innen gehabt zu haben. Und auch ein kleiner running gag hat sich herauskristallisiert: ein häufig wiederkehrendes Motiv unserer Filmeinreichungen sind Fische. Vielleicht werdet ihr ja auch einem begegnen!

Vom Hauptprogramm verzaubert
An der kuratorischen Arbeit bei einem Studierendenfilmfestival fasziniert mich besonders zu erfahren, welche Themen junge Filmschaffende aktuell bewegen und welche neuen visuellen Ideen von den Künstler*innen umgesetzt werden. Studierendenfilme bieten immer einen tollen Mix: manche sind super experimentell und innovativ, lassen auf neue Ströme in Filmbranche hoffen. Andere wiederum sind total seriös und handwerklich hervorragend umgesetzt. Das zeigt, dass auch die Studierenden und Newcomer mit den “Großen” in der Branche mithalten können.

Spot on: Highlights aus dem Hauptprogramm

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Der Dokumentarfilm Frank Meyer (84’, Deutschland) von Leonhard Hofmann und Riccardo Dejan Jurkovic zeigt das Portrait eines ehemaligen Bodybuilders, der über 10 Jahre filmisch begleitet wurde. Er erkrankt schwer und blickt selbstreflektierend auf diese von Maskulinität geprägte Epoche seines Lebens zurück und welche Ereignisse seiner Vergangenheit ihn zu dem gemacht haben, was er ist. Leonhard Hofmann studiert jetzt im Masterstudiengang Regie an der Filmuniversität Babelsberg KONRAD WOLF.

Wir haben Frank Meyer zusammen kuratiert mit AMWIRE (4’, Deutschland, R: Jakob Vyzina) und Bye Bye, Bowser (20’, Österreich, R: Jasmin Baumgartner).

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    Main Programme
    Waschhaus Kino 1
    26.04.2024 / 17:00 – 19:00

Raja  

Ein dunkelbuntes Stop-Motion-Abenteuer über das junge Mädchen Raja, die mit der unerträglichen Last der Dunkelheit konfrontiert wird und in einer wundersamen Zwischenwelt landet. Dort entdeckt sie etwas, das sie längst aufgegeben hatte. Raja (20’, Deutschland) ist das Filmdebüt von Franziska von Holst und Louisa Würden, die sich an der Hochschule Mainz kennenlernten und über 6 Jahre Entwicklungszeit in ihr Werk investierten.

Wir zeigen Raja in den Blöcken self:image und in unserer Animations-Shortlist key:frame.

visual:poets

In unserem Filmblock visual:poets zeigen wir Filme aus der Schweiz, Mexiko, Südkorea, Spanien und Deutschland. Sie verwenden auf zum Teil experimentelle aber vor allem unterschiedliche Weise Bilder, Poesie und Metaphorik. Eines aber haben sie gemeinsam: eine wichtige Message, die über die Filme transportiert wird. Wir tragen mit Freude ihre Storys an unser Publikum weiter.

  • visual:poets
    Main Programme
    T-Werk Potsdam
    27.04.2024 / 10:30 – 12:30