Zur Diversity beim Sehsüchte-Festival

Erstmalig gibt es in diesem Jahr im Sehsüchte Team ein Diversity Management. Cansin und Danae kennen aus vorherigen Jahrgängen aus anderen Ressorts die Arbeit bei unserem Festival. Doch in diesem Jahr galt es Sehsüchte aus einem anderen Blickwinkel zu entdecken. Danae gibt uns einen Einblick in ihre Arbeit beim Festival: 

Die erste Festivalausgabe nach dem Jubiläum birgt viele Chancen und Möglichkeiten, alte Strukturen und Gewohnheiten zu reflektieren und Neue anzustoßen.

Aus der Motivation heraus, Diversität mehr in den Mittelpunkt des Geschehens zu rücken. Wurde dieses Jahr erstmalig die Diversitätstelle eingeführt, über deren Arbeit wir gerne etwas mehr berichten würden.

Als Studierendenfilmfestival sehen wir uns in der Verantwortung, einen Beitrag zur einer diverseren und inklusiveren Filmfestivalbranche zu leisten. 

Um Strukturen neu zu formen, fängt die Arbeit bei uns im Team an: Anfangs hat sich Cansin gemeinsam mit der diesjährigen Gesamtkoordination zusammengesetzt und es wurde festgelegt, was wir unter einem Diversitätsmanagement verstehen und welche Aufgaben dabei anfallen. Dazu stand uns die Gleichstellungsbeauftragen Susanne Foidl und Frauke Eckl stets beratend zur Seite.  

So beschlossen wir, dass zu den Aufgaben der Diversitätsmanager:innen das gemeinsame  Entwickeln individueller Strategien mit den einzelnen Festival-Ressorts gehöre, wie auch das Organisieren von Workshops und Diskussionsrunden zur Sensibilisierung des Teams und die Kontaktaufnahme  zu Expert:innen in Bereichen der Gleichstellung, Repräsentation, Zugänglichkeit und Barrierefreiheit in der Filmfestivalbranche.

Um die Diversitätsstelle nachhaltig in das Festivalteam zu integrieren, wurde mit Unterstützung von Susanne Foidl und Alex Rihl eine Stelle als studentische Hilfskraft eingeführt, die zu gleichen Teilen vom Sehsüchte Festival, dem Dekanat 1 und von der Gleichstellungsbeauftragten finanziert wird.

Letztendlich wurde ich, Danae, ab November mit ins Boot geholt, habe die Stelle übernommen, und wurde somit neben Cansin Ansprechperson für das Team rundum Diversität.

Da wir in den vergangenen Jahren bei Sehsüchte mitgewirkt haben -allerdings in anderen Funktionen- und bereits die Strukturen des Festivals kannten, stand schnell fest, wie man sich am besten koordinieren könnte, um die Aufgaben zu bewältigen.

So übernahm Cansin den Kontakt zu Externen und das Planen von Workshops und Panels, während ich interne Angelegenheiten koordiniert habe. Den Großteil davon haben Gespräche mit den verschiedenen Ressorts ausgemacht, um zu protokollieren, in welchen Bereichen es Potenzial zum Ausbau gab.

Nach Weihnachten hat erstmals eine Gesprächsrunde zum Thema Diversität mit Alex Rihl und dem Team stattgefunden. Hier ging es darum, sich aktiv als Gruppe darüber auszutauschen, was für uns Diversität überhaupt bedeutet. 

Größtenteils haben wir darüber reflektiert, was unsere Geschmack- und Werturteile sind und ob und welche Thematiken von eingereichten Stoffen wir besonders wichtig finden würden, und weshalb. So würden wir ein gemeinsames Stimmungsbild skizzieren können, was wir gemeinsam tragen und gemeinsam nach außen kommunizieren würden.

Eingeladen waren Skadi Loist (Juniorprofessor*in für Produktionskulturen in audiovisuellen Medienindustrien), Natascha Frankenberg (Programmierung des internationalen Frauen* Film Fests Dortmund+Köln), Sheri Hagen (Schauspielerin und Produzentin – Equality Film) und Merle Groneweg (Leitung Xposed QFF Berlin). Später wurde auch ein Sensibilisierungsworkshop für das gesamte Team organisiert, den die Agentur Misc geleitet hat.

Parallel hat sich durch Kontakt mit Barbara Fickert (Geschäftsführerin Kinoblindgänger) die Chance ergeben, sich aktiver mit der eigenen Barrierefreiheit auseinanderzusetzen. Es wurde ein Filmblock mit Audiodeskription und erweiterten Untertitel erstellt, den ihr euch am Freitag den 22.04 im Thalia Kino anschauen könnt. Davor wird auch ein Workshop zum Thema Barrierefreiheit im Film stattfinden, und zwar am Donnerstag dem 21.04 in der Filmuni.

Weiterhin könnt ihr euch am Samstag 23. April auf ein Panel zu Diversitätsstrategien in der Filmbranche freuen. Zusätzlich findet ein Panel zu Queer Cinema Expanded statt, in dessen Rahmen die Dokumentarfilme Gendernauts und Gendernation von Monika Treut zu sehen sind um über Fragen der Trans*-Repräsentation und Community zu diskutieren.

All das hat eine neue Welle von Herausforderungen mit sich gebracht.

Da Diversity ein neues Ressort ist, mussten wir es erstmal von Anfang an strukturieren. Dies hat viel Zeit gekostet, und es war schnell klar, dass viele der Schritte und Gespräche eigentlich bereits viel früher hätten stattfinden müssen, was in diesem ersten Jahr leider nicht möglich war.

Einer der wichtigsten Punkte für uns war, möglichst zu jeder möglichen Diversitäts-Facette Fachpersonen zu kontaktieren, da wir in vielen Bereichen immer noch an die eigene Erfahrung gebunden sind, und somit auch an den Privilegien, die diese mit sich bringen. Diese Kontakte heranzuziehen und zu knüpfen war und ist ein langer weg; Viele Personen, die wir gerne ins Boot geholt hätten, sind selbst in der Branche tätig und konnten sich entsprechend nicht die Zeit nehmen, neben ihrer Arbeit auch uns zu unterstützen.

Als Studierndenfilmfestival, mit begrenzten finanziellen Mitteln, war es nicht leicht unsere Pläne so zu implementieren, wie wir es uns gewünscht hätten. Wir sind weiterhin  auf Fördergelder angewiesen, um unsere Gäste, Mitarbeiter:innen, und Expert:innen für ihre Arbeit zu entlohnen, sodass Gesprächsrunden, Workshops, und Panels überhaupt stattfinden können.

Uns ist klar, dass nachhaltige strukturelle Veränderungen Zeit brauchen. Zudem ist unser Festival auch an die Institution Filmuni gebunden. Daher haben wir die Hoffnung, dass Sehsüchte in diesem Jahr einen wichtigen ersten Schritt für eine diversere Festivallandschaft geht, sodass sich auch im universitären Rahmen über Sehsüchte hinaus neue Strukturen schaffen lassen können.

Dieses Jahr hat uns mitgegeben, dass Diversität ein Prozess ist, bei dem wir stetig mitlernen. Wir sind zuversichtlich, dass Sehsüchte ihr Potenzial als Institution, die alle Bereiche der Gesellschaft vertritt und berücksichtigt, in dem nächsten Jahre erweitern kann.

Ein großes Dankeschön für unseren diesjährigen Diversitäs-Prozess geht an:

Susanne Foidl, dem StuRa, Alfred Koch, Alexander Rihl, Crew United, Trans*fabel, Skadi Loist, Sheri Hagen, Natascha Frankenberg, Merle Groneweg, Agentur Misc, Barbara Fickert und Kinoblindgänger, Joyce Ferse, Greta & Starks, speaker-search, subs – Original mit Untertiteln. 

Und natürlich an das Sehsüchte Team 2022.

Ohne Eure Unterstützung in diesem Jahr, wäre alles, was wir bereits als Erfolg und Learning  festhalten  können,  nicht möglich gewesen.

Auf ein erfolgreiches Festival (und auf noch erfolgreichere in der Zukunft!)

Cansin und Danae